Bettina Scheuenpflug ist seit 2016 im NLZ „die Bayerische Junglöwen“ tätig und seit 2020 für den gesamten Bereich Pädagogik zuständig. Als pädagogische Leiterin pflegt sie Tag für Tag einen engen Austausch zu den Spielern und Eltern. Insbesondere aber zu den Jungs, die direkt im Internat leben.
Servus Bettina, bitte vervollständige diesen Satz. 1860 München ist für mich…
…meine Heimat - ein Lebensgfui in Giasing.
…und das NLZ „die Bayerische Junglöwen“ ist für mich…
…ein Ort, wo man sich individuell (weiter)entwickeln kann – sowohl als Spieler als auch als Mitarbeiter.
Wie bist du denn überhaupt zum Fußball gekommen?
Ich hatte früher die Wahl zwischen Sportschau schauen und in die Kirche gehen, daher kommt meine Empathie zum Fußball.
Gib uns doch mal einen kurzen Einblick in deinen Arbeitsbereich?
Mein Arbeitsbereich ist die perfekte Mischung zwischen sozialpädagogischer Arbeit und Organisation, ohne die es einfach nicht geht. Dazu gehören unter anderem die Betreuung und die erste Anlaufstelle für alle Belange der Internatsspieler. Aber auch die Unterstützung beim Hilfebedarf und der Zukunftsplanung aller Jugendspieler im NLZ. Zudem bin ich verantwortlich für die Koordination des Bundesfreiwilligendienstes und der Praktikanten sowie für den Kinderschutz- und Präventionsangebote im NLZ.
Welche Rolle nimmst du für die im Internat lebenden Jungs ein?
Bei den Jungs nehme ich verschiedene Rollen ein – von der liebevollen Mama über die coole Schwester bis hin zur strengen Pädagogischen Leitung ist alles dabei. Wir sprechen nicht nur darüber, wir leben die „Löwenfamilie“.
Wie sieht denn so ein üblicher Tag für ein Internatsspieler aus?
Der Tag beginnt für die Internatsspieler unterschiedlich, aber bei den meisten sehr früh. Nach dem eigenständigen Frühstück steht meist ein langer Tag in der Schule bevor. Die meisten Jungs sind auf Partnerschulen, den Eliteschule des Sports, wo sie zusätzlich zweimal wöchentlich am Vormittag Trainingseinheiten absolvieren. Mittags nutzt ein Teil die Mensa in der Schule und einige kommen mit dem Rad ans Gelände, um hier Mittag zu essen. Dank unseres Kochs Dario werden sie nicht nur sportlergerecht, sondern auch noch superlecker verpflegt. Nach dem Schultag steht auch schon das Mannschaftstraining an. Am trainingsfreien Tag haben die Jungs auch keinen Nachmittagsunterricht, und können somit ihre freie Zeit beliebig genießen. Der Tag endet für die Jungs nach dem gemeinsamen Abendessen. Oftmals steht dann noch eine Runde Tischtennis, ein Fifa-Duell oder ein Fußballspiel im TV an. Vielleicht aber auch eine Putzkontrolle oder die Vorbereitung auf den morgigen Schultag.
Es klingt als wäre Schule der bedeutendste Bestandteil für die Jungs?
Auf jeden Fall! Ein oft gesagter Satz von mir ist: „Die Schule ist nicht Plan B, sondern steht über dem Fußball.“ Der kommt aber leider bei den Jungs nicht besonders gut an, denn genau das wollen sie nicht hören. Doch es ist eben so, dass man den Blick auf die Realität nicht vergessen darf und nur ein Bruchteil den Sprung in den Profifußball schaffen. Daher ermutigen wir alle Spieler den höchstmöglichen Bildungsabschluss anzustreben. Um sie dabei bestmöglich zu unterstützen, werden von allen Mannschaften Zwischen- und Jahreszeugnis eingesammelt und der Hilfebedarf eruiert und besprochen. Manchmal werden Spieler zu Lernzeiten verpflichtet, müssen Trainingseinheiten oder gar Spiele ausfallen lassen. Zudem haben alle Jugendspieler die Möglichkeit, werktags unsere Hausaufgabenbetreuung zu besuchen und individuelle Unterstützung zu erhalten.
Danke, Bettina, für deine spannenden Einblicke.
Zur Person:
Bettina Scheuenpflug absolvierte 2010 das Studium der Sozialen Arbeit an der KU Eichstätt. Nach zwei Jahren Auslandsaufenthalt in Irland betreute sie in der stationären Jugendhilfe unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, ehe sie 2016 als pädagogische Mitarbeiterin ein Teil der Junglöwen wurde. Im Jahr 2020 übernahm sie die pädagogische Leitung im NLZ.